Das erste mal Heimweh

Es war soweit. Das erste mal hat mein Sohnemann von Heimweh gesprochen. Bzw. er hatte Heimweh und konnte es noch nicht benennen. Wie das bei Heimweh nun einmal so ist, war er nicht zu Hause und ich nicht bei Ihm.

Wie ich in einem meiner Tagebuch Einträge erwähnt habe, war mein Sohnemann die ganze Woche bereits voller Vorfreude auf ein Wochenende bei einer guten Freundin von mir. Bei ihr wird immer viel gemacht und geplant und für ein Kind alles in Bewegung gesetzt damit es auch ja Spaß hat. Ich befand mich an diesem Wochenende in Berlin. Und erhielt dann am Freitag eine Nachricht von der Freundin, das er wohl am Abend beim zu Bett gehen stark geweint hätte und gern nach Hause wollte. Außerdem hat er wohl noch in diesem Moment ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Zum einen mache er sich sorgen um Papa, also mich. Zum anderen erzählte er ein zwei Dinge über seine Mutter die ihn wohl stark beschäftigen. So komme Sie zum Beispiel nie auf den Schulhof um Ihn abzuholen, sondern rufe in der Schule an damit sie ihm in der Ganztagsbetreuung bescheid geben und zum Parkplatz schicken. Dies scheint ihn zu beschäftigen. Und erklärt mir auch ein wenig warum er sich immer so überschwänglich freut wenn ich Ihn von der Betreuung abhole.

Ich möchte mir nicht vorstellen wie er sich gefühlt hat. Es hat mich wirklich hart getroffen. Ich habe, nachdem ich die Nachricht erhalten habe, die ganze Zeit darüber nachdenken müssen. Habe ich etwas falsch gemacht? Geht es ihm wirklich gut? Hat er sich wirklich auf das Wochenende bei Ihr gefreut? Ich habe mich gefragt ob es richtig war für ein Wochenende mit „Berlin-Girl“ den kleinen wo anders unterzubringen. Ich meine, ich habe ihn zwar gefragt ob er da Lust drauf hat und er hat ja gesagt, aber trotzdem fängt man in diesem Moment an zu zweifeln. Ich saß also in Berlin mit einer wunderbaren Frau und wollte eigentlich die Zeit genießen. Und hatte stattdessen den gesamten Abend ein super schlechtes Gewissen.

Ich muss dazu sagen, das ich immer scherzhaft sage: „Er ist das perfekte Anfänger Kind“. Die Aussage kommt daher, das er als Baby fast direkt angefangen hat durchzuschlafen, eigentlich nie Wein oder Wutausbrüche hatte und allgemein ein sehr zuvorkommendes und fürsorgliches Kind ist. Ich habe bisher also wirklich sehr selten bis garnicht gesehen das mein Sohnemann wirklich geweint hat oder es ihm schlecht ging. Nun war es soweit und er hatte Heimweh. Hat ausdrücklich nach mir gefragt. Und ich war nicht da bzw. konnte natürlich nicht direkt vor Ort helfen. Leider war der kleine bereits am schlafen als mich die Nachricht erreichte. Sonst hätte ich direkt mit ihm gesprochen und mir sein Leid angehört. Ich hätte versucht ihn zu beruhigen und zu vermitteln das ich für ihn da bin, auch wenn ich gerade nicht vor Ort bin.

Doch dieses Gespräch gab es erst am nächsten Tag. Und es war deutlich „einfacher“ als ich befürchtete. Er hatte sich bereits wieder gesammelt und freute sich auf den bevorstehenden Tag voller Aktivitäten. Er versicherte mir dann am Telefon das alles ok sei und er sich zwar auf den kommenden Tag freue, aber auch wenn ich ihn abholen würde. Ich wurde den Samstag und den Sonntag vormittag noch mit sehr vielen Fotos und Videos von den ganzen Aktivitäten versorgt. Ein zwei Telefonate mit dem kleinen und es hatte sich bereits erledigt.

Das Heimweh war also garnicht so tragisch wie ich es teilweise von anderen Eltern berichtet bekommen habe. Er kam im Nachhinein betrachtet doch recht gut damit zurecht. Wir haben den Sonntag als ich ihn abholte noch einmal darüber gesprochen und er fragte direkt ob er nicht nochmal ein Wochenende bei der Freundin verbringen könnte. Nun frage ich mich, habe ich wieder „Glück gehabt“? So ein umgänglichen Sohn zu haben? Der mich immer wieder positiv überrascht? Das „perfekte Anfänger Kind“ eben? Oder ist Heimweh im allgemeinen garnicht so schlimm?


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